Vor mehr als 200 Jahren riefen die Isenburger Fürsten den Buchbinder Mönch, gebürtiger Stuttgarter, an den Hof nach Offenbach.

Dieser erkannte bald, dass die aufblühende Bijouterie-Branche für ihre nach Maß gefertigten Stücke auch passende Schatullen und Etuis brauchte. Ein Hilfsgewerbe war notwendig.
GRUNDSTEINLEGUNG
So fertigte die Buchbinderei von Mönch und dessen Sohn Johann Karl bald Schatullen, Etuis, Portefeuilles und Brieftaschen. 1776 gründete er die erste "Etui- und Souvenirfabrik" Offenbachs. Damit legte er den Grundstein für eine der bekanntesten und erfolgreichsten Branchen der Stadt: der Lederwarenindustrie.
Die Rohstoffe – Leder und Häute – bezogen sie aus Frankfurt. Dort saß auch ein großer Teil der Abnehmer. Über die Messe erschlossen sie nicht nur überregionale, sondern auch internationale Märkte. Die Manufaktur, die bald Nachahmer fand, war nicht mehr von der Schmuckbranche abhängig.
Sohn Johann Karl Mönch, der mit dem Kaufmann Issak de Jonge das Geschäft nach dem Tod des Vaters 1778 fortführte, beschäftigte bei guter Auftragslage rund 20 Buchbinder-Gesellen, Portefeuille-Arbeiter und Schreiner.
Die Stücke waren aus Leder und Holz gefertigt, verziert mit Saffian, weiches, gefärbtes Ziegenleder, und Seide, bestickt, mit oder ohne Schlösser versehen – ganz so, wie aktuelle Modetrends und Geschmack der Käufer es vorgaben.
LUXUSLEDER DURCH QUALIFIZIERUNG
Die Offenbacher setzten aber mit der Verbindung von geschickter Handwerkskunst und kreativem Talent auch eigene Maßstäbe:
Qualität ging vor: Ein Arbeiter war für das jeweilige Stück in jedem Produktionsschritt verantwortlich, Arbeitsteilung ließ sich in den Augen der Unternehmer nicht mit der hohen Qualität vereinbaren. Aber neuen Arbeitsmethoden waren die Offenbacher Manufakturen dennoch aufgeschlossen und wurden im Jahr 1888 in einem Bericht der großherzoglichen Handelskammer als "hochqualifizierte Luxusindustrie" bezeichnet.
"Noch heute arbeiten wir in unserer Offenbacher Ledermanufaktur nach dem Grundsatz: Qualität geht vor. Nur so entstehen die handwerklich perfekten und außergewöhnlich schönen Trachtentaschen für das Luxus Label Dirndlblüte." Thomas Kappes, Feintäschner-Meister, Offenbach Main
Innerhalb der Lederwarenindustrie gewann die Heimarbeit eine besondere Bedeutung mit der Herstellung von Kleinlederwaren. Solche Lohnarbeit, die in Offenbach selbst zu teuer gekommen wäre, sorgte in den ländlichen Vororten und im Umfeld der Stadt – beispielsweise in Mühlheim, Bieber, Obertshausen – für Beschäftigung.
LEDERSTADT MIT WELTRUHM
Die Lederwarenindustrie des 19. Jahrhunderts war von einer stetig größer werdenden Vielfalt der Produkte geprägt: Portemonnaies, Brief- und Visitenkartentaschen, Damentaschen, Schmuckkästchen, Koffer, Necessaires für Haus und Reise, Fotografiealben und die Schuhfabrikation, um nur einige zu nennen. Es entwickelten sich Spezialbetriebe, die Leder beispielsweise pressten, prägten, färbten und vergoldeten.
"Jede Dirndlblüte ist ein Meisterwerk aus handwerklicher Kunst, jahrzehntelanger Erfahrung und Leidenschaft für das Design. Die Trachtentaschen werden ausschließlich auf Anfrage bei uns in Offenbach von Meisterhand hergestellt. Das setzt Maßstäbe im Luxussegment." Dietmar Schröder, Feintäschner-Meister, Offenbach Main
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war Offenbach zur deutschen Lederstadt mit Weltruhm geworden. Bis heute beherbergt die Stadt Offenbach einige feine Manufakturen, die Handtaschen und Gürtel herstellen. Das klassische Handwerk der Region, das mit der Schließung großer Namen fast untergegangen wäre, erlebt derzeit eine kleine Renaissance. Betriebe in den Händen von erstklassigen und jahrzehntelang erfahrenen Feintäschner-Meistern fertigen in Handarbeit feinste Lederarbeiten für weltbekannte Marken ebenso wie für deutsche Luxus--Labels wie "Dirndlblüte".
Comments