GOLDSCHMIEDEKUNST SEIT 1767
- Stefani Spangenberg
- 20. Okt. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 19. Nov. 2022
Im Jahr 1767 legte Markgraf Karl Friedrich von Baden in Pforzheim den Grundstein zur Schmuck- und Uhrenindustrie in Pforzheim. Der aufgeklärte Fürst gestattete mit dem Edikt vom 06. April 1767 dem Franzosen Jean Francois Autran die Errichtung einer Taschenuhrenfabrik im Pforzheimer Waisenhaus am Enzufer. Noch im gleichen Jahr folgte die Erlaubnis zur Erweiterung in eine Schmuck- und feinen Stahlwarenfabrik.

ÄLTESTE GOLDSCHMIEDESCHULE DER WELT
Der Grundstein für die Entwicklung Pforzheims Goldstadt war gelegt. Nur ein Jahr später war der Markgraf Taufpate der wohl älteste Berufsschule der Welt: Die Goldschmiedeschule mit Uhrmacherschule wurde 1768 gegründet, um den Bedarf an ausgebildetem Berufsnachwuchs zu decken, den die Lateinschulen und Universitäten nicht befriedigen konnten.
Bis heute ist die Schule an der St.-Georgen-Steige europaweit einzigartig. Unter einem Dach vereint sie eine Berufsschule, Berufsfachschulen für Goldschmiede und für Uhrmacher, eine Meisterschule für Goldschmiede und Graveure, ein Berufskolleg für Design, Schmuck und Gerät, ein Berufskolleg für Produktdesign sowie eine Fachschule für Gestaltung im Bereich Schmuck und Gerät.
SCHMUCKAVANTGARDE
Unabhängig von der Schulform gibt es ein gemeinsames Ziel: die Sicherung der fachspezifischen Aus- und Weiterbildung des Nachwuchses für die Schmuck- und Uhrenbranche. Dabei legen die Pforzheimer ein besonderes Augenmerk darauf, sowohl handwerklich-technische als auch kreativ-gestalterische Fähigkeiten umfassend zu vermitteln und zu fördern.
Das 1988 gegründete Berufskollegs für Design, Schmuck und Gerät rückt neben der handwerklichen auch die gestalterische Ausbildung verstärkt in den Fokus. Den Ausschlag für eine Erweiterung des Bildungsangebots gab die seit den 60er-Jahren entstandene, von der Kunst beeinflusste Schmuckavantgarde.
"Unser Team besteht aus Fassern, Goldschmieden, Modellgoldschmieden, Modellfassern und Feinpolierern. Wir sind engagierte Kunsthandwerker, die Herausforderungen suchen und Freude an ihrer Arbeit haben. Für das Luxus Label Dirndlblüte© fertigen wir in feinster Goldschmiedearbeit Komponenten für Trachtentaschen." Michael Kleinhans, Goldschmiede-Meister, Pforzheim
DEUTSCHE HANDWERKSKUNST
Fast 500 junge Leute aus aller Welt lernen dort traditionelle deutsche Handwerkskunst. Um Jobs müssten sich die Nachwuchstalente keine Sorgen machen. Gerade Goldschmiede und Uhrmacher werden heute wieder händeringend gesucht – und zwar weltweit.

WELTWEITE EXPANSION
Schon kurz nach der hoheitlichen Gründung der Uhren- und Schmuckmanufaktur sorgten privatwirtschaftliche Initiativen für Expansion: Pforzheim wurde so zur „bedeutendsten Fabrikstadt der Markgrafschaft Baden“. Voller Respekt sprach man im Ausland auch von „Klein-Genf“. Pforzheim als Verkehrsknotenpunkt günstig zwischen den Achsen Prag-Paris und Frankfurt-Ulm gelegen nahm einen raschen Aufschwung und belieferte das nahe und ferne Ausland mit Schmuckwaren.
Noch 1913 – damals zählte Pforzheim 75.000 Einwohner, waren in der Schmuck- und Uhrenindustrie fast 37.500 Personen beschäftigt, kurz vor dem zweiten Weltkrieg zählte die Schmuckindustrie noch 24.000 Beschäftigte. Am 23. Februar 1945 wurde durch einen alliierten Bombenangriff innerhalb einer halben Stunde die Pforzheimer Schmuckindustrie dem Erdboden gleich gemacht. Nach dem Krieg begann man mit vereinten Kräften den Wiederaufbau.
Bereits 1953 war Pforzheim wieder Hauptlieferant der Welt für Schmuck und Silberwaren.
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